Das Land Sachsen-Anhalt wirbt gern mit der Vokabel „Mittendrin“, um die zentrale Lage innerhalb Deutschlands zu kennzeichnen. In Sachsen-Anhalts liegt der Salzlandkreis „mittendrin“. Er entstand am 1. Juli 2007 im Zuge der Kreisgebietsreform aus den Landkreisen Schönebeck, Bernburg und Aschersleben-Staßfurt (ohne die Stadt Falkenstein). Der Namensbezug auf den Bodenschatz Salz kommt nicht von ungefähr – das Salz spielte von alters her im gesamten Kreisgebiet eine wichtige, ja dominierende Rolle. Das Wappen des Salzlandkreises zitiert dann auch das mittelalterliche Stadtwappen von Groß Salze, dem heutigen Schönebeck-Bad Salzelmen, das reich wurde durch ergiebige Salinen.
Im 18. Jahrhundert wurde hier das mit 1837 Metern größte Gradierwerk der Welt errichtet. Heute sind davon immerhin noch 320 Meter erhalten. Längst dient das Zerstäuben der Soletröpfchen nicht mehr den Salzsiedern, wohl aber den zahlreichen Kurgästen, die das 1802 von Dr. Johann Wilhelm Tolberg gegründete erste Soleheilbad Deutschlands immer noch gern besuchen. In Staßfurt wurde 1852 der erste Kalischacht der Welt geteuft - die Stadt bezeichnet sich zu Recht als die „Wiege des Kalibergbaus“. Und das „weiße Gold“ machte auch die Kreisstadt Bernburg reich.
Die reichen Salz- und Kalkvorkommen führten 1883 zum Bau der Solvay-Sodafabrik, die um 1940 die größte der Welt war und heute eine hochmoderne Produktionsstätte ist. Darüber hinaus wird in Bernburg reinstes Steinsalz in großen Mengen gefördert.
Auch oberirdisch hat die Natur das Gebiet des Salzlandkreises reich ausgestattet. Der Süden der Magdeburger Börde und der Westen der Köthener Ackerebene bieten die besten Böden Deutschlands – ein Acker bei Eickendorf erhielt 1934 die höchste Bodenwertzahl 100. So ist es nicht verwunderlich, dass im 19. und 20. Jahrhundert bedeutende Pflanzenzuchtbetriebe und -institute entstanden, von denen noch heute die in Gatersleben und Bernburg-Strenzfeld herausragen. Der guten Böden wegen haben die Menschen bereits vor Jahrtausenden Ackerbau betrieben und die Wälder großflächig gerodet. So ist der Landkreis heute einer der waldärmsten in Deutschland. Allerdings gibt es an den Ufern von Elbe und Saale hochwertige geschützte Auenwälder, allen voran das Biosphärenreservat Mittelelbe. Bode, Wipper und Fuhne, sämtlich Nebenflüsse der Saale, bilden weitere interessante Landschaftselemente.
Kann der Salzlandkreis – umgeben von Weltkulturerbe in Quedlinburg und Dessau, der Landes-hauptstadt Magdeburg, der „Kulturhauptstadt“ Halle und dem sagenhaften Harz – für Touristen attraktiv sein? - Natürlich – aber oft erst auf den zweiten Blick. Das Askanierschloss auf einem Felsen über der Saale in Bernburg zierte schon wiederholt die Umschlagseiten von Bildbänden über Sachsen-Anhalt, mehrere Stationen auf der „Straße der Romanik“, die Wasserburg Egeln und Aschersleben als älteste Stadt des Bundeslandes sowie Stadt der Landesgartenschau 2010 sind nur wenige Beispiele einer ungewöhnlich hohen Baudenkmaldichte. Durch den Landkreis führen auch mehrere Fernradwege, so der Europaradweg R1 von Boulonge-sur-Mer bis St. Petersburg, der Saale- und der vielbefahrene Elberadweg. Die Landschaft wird aufgewertet durch zahlreiche kleine und größere Binnenseen, sämtlich von Menschenhand geschaffen, nachdem der Abbau von Kohle und Kies keine Erträge mehr erbrachte. Auch hier sei auf eine Besonderheit aufmerksam gemacht: In Staßfurt gibt es das einzige Natursolefreibad in Mitteleuropa. „Geheimtipps“ sind auch die Groß-steingräber und Grabhügel in der Gegend um Baalberge und Latdorf, die gemeinsam mit gleichartigen steinzeitlichen Bauwerken im Köthener Land ein einzigartiges Netzwerk bilden.
Als erster wichtiger Neubau nach der Wende wurde die Bundesautobahn A 14 gebaut und jetzt ist der Neubau der vierspurigen Bundesstraße B 6n schon sehr weit fortgeschritten. Damit verfügt der Salzlandkreis über eine hervorragende Anbindung der Verkehrsinfrastruktur in alle vier Himmelsrichtungen.
Der Salzlandkreis misst 1.429 qkm und zählte 2008 217.000 Einwohner, womit es der am dichtesten besiedelte der 11 Landkreise in Sachsen-Anhalt ist. Historisch setzt er sich zu einem Drittel aus anhaltischem und zwei Dritteln aus preußischem Gebiet zusammen. Auch wenn die früheren Grenzen auf aktuellen Landkarten nicht mehr nachvollziehbar sind, so kann man doch die Herkunft der „Salzländer“ sehr gut unterscheiden – an der Sprache. Das Bördeplatt und das originale Anhaltisch sind zwar nur noch in speziellen Mundart-Veranstaltungen zu hören, aber in der Umgangssprache sind noch genügend Reste erhalten. Die Bewohner des Salzlandkreises sind aufgeschlossene, freundliche und aktive Menschen. Viele haben sich nach der Wende den neuen Anforderungen gestellt und den gravierenden und für die Zukunft hoffnungsvollen Wandel in der Region engagiert mit gestaltet. Längst ist das Grau der Wohn- und Geschäftshäuser nicht mehr prägend für Städte und Dörfer, an den ehemals stinkenden Flüssen sitzen heute Angler, die ihre Fänge auch verspeisen können, und aus den umweltverpestenden Industriebetrieben wurden dank gewaltiger Investitionen konkurrenzfähige Unternehmen.
Natürlich führte der Strukturwandel auch zu sozialen Problemen, sind Arbeitslosigkeit und Abwanderung vor allem junger Menschen auch für den Salzlandkreis negative Erscheinungen – und dennoch: der Salzlandkreis hat große Potenziale für eine prosperierende Zukunft.