Eltern auf Zeit für 169 Kinder

Seit 30 Jahren Pflegeeltern - Landrat dankt den Kochs für außergewöhnliches Engagement. Markus Bauer: leisten wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe, die nicht mit Geld zu bezahlen ist.


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Bernburg/Nienburg. Anke und Wernfried Koch (Bildmitte) in Nienburg haben ein großes Herz für Kinder, sie behüten, heranwachsen zu sehen, zu begleiten und stark zu machen für ein späteres selbstbestimmtes Leben. Unablässig lebhaft geht es zu in ihrem Haus, auch wenn ihre beiden Söhne und die Tochter längst flügge und erwachsen sind, wie auch die zwei Adoptivkinder. Über sechs Enkelkinder können sich die Eheleute freuen. Das siebte ist unterwegs.

Im Haus sorgen derzeit vier Pflegekinder für täglichen Trubel, viel Arbeit, viel Fürsorge, Gemeinsamkeit, Lachen, auch Stress, Enttäuschung und manchmal Tränen. Familienleben eben. Die Kochs sind für das Mädchen und die Jungs von einem halben bis 17 Jahre derzeit die Eltern, die ihnen liebevoll-zugewandt ein sicheres Zuhause geben, mit allem, was dazugehört. Sei es auf Dauer oder in der kürzeren Bereitschaftspflege vor allem für die Kleinsten, dann von jetzt auf gleich, zu jeder Tag- und Nachtzeit, bis sich eine alternative Perspektive bietet. 30 intensive, emotionsgeladene Jahre mit Hochs und Tiefs ist es her, dass die Kochs ihr erstes Pflegekind aufnahmen und einen Bereitschaftspflegevertrag mit dem Jugendamt schlossen. Seitdem sind die Eheleute in Nienburg verlässlicher Partner des Landkreises bzw. seines Pflegekinderdienstes, zuerst für Bernburg und dann im Salzlandkreis. Sie haben bis heute 169 Pflegekinder betreut bzw. betreuen sie noch. Zu vielen ehemaligen Pflegekindern halten sie noch Kontakt, manche melden sich selbst nach Jahren wieder. Das bestätigt Anke und Wernfried Koch in ihrer Überzeugung, an der richtigen Stelle geholfen zu haben. Das tun sie auch, wenn sie sich in der Vereinsarbeit beim Zuhause e.V. engagieren, der seit 20 Jahren Pflege- und Adoptivfamilien der Region unterstützt.  

Landrat Markus Bauer und seine für Jugend und Familie zuständige Fachdienstleiterin Josephin Warthmann würdigten diese Bilanz und den außergewöhnlichen Einsatz mit  einem offiziellen wie persönlichen Dankeschön. Sie seien ein echter Glücksfall, für die Kinder, für die beteiligten Familien und für die Gesellschaft. „Was Sie als Paar hier leisten, ist alles andere als selbstverständlich“, betonte der Landrat. Denn Meldungen über Kindswohlgefährdung sind in den zurückliegenden Jahren in den Jugendämtern immer weiter angestiegen, die Probleme in den Familien, mit denen die Eltern aus eigener Kraft nicht fertig werden, aber auch die Sensibilität in deren Umfeld und letztlich die behördlichen Inobhutnahmen gefährdeter Kinder. Der Salzlandkreis hat Arbeit und Strukturen im zuständigen Fachdienst dementsprechend neu ausgerichtet. Für Kinder, die kurzfristig in Akutkrisen oder für längere Zeit nicht im Elternhaus aufwachsen können, wird staatliche Hilfen geboten. Wenn es sein muss, nimmt das Jugendamt die Kinder in Obhut. Menschen wie die Kochs in Nienburg leisten diese Obhut, die Pflege und Aufsicht bei sich zu Hause als die wünschenswerte Alternative zur Unterbringung in einer Einrichtung. Der Bedarf reißt nicht ab. Daher werden jederzeit geeignete Pflegeeltern gesucht, die Verständnis und Einfühlungsvermögen haben, die Offenheit, Zeit und Geduld aufbringen, die Entwicklung eines Pflegekindes tolerieren sowie seine Beziehungen zur Herkunftsfamilie anerkennen und fördern.

Mit 290 Pflegeeltern - vier von ihnen in der Bereitschaftspflege - für 320 Kinder arbeitet der Salzlandkreis derzeit zusammen. Landrat Markus Bauer, Fachdienstleiterin Josephin Warthmann und die Kochs wünschen sich, dass möglichst viele mit den passenden Voraussetzungen solchen Schritt gehen.

 

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