Schuleingangsuntersuchungen im Salzlandkreis

Anhaltender Arztmangel Ursache, dass erneut nicht alle Einschüler eingeladen werden können. Landrat Bauer: Wollen aber reibungslosen Schulstart ermöglichen und verfolgen mehrere Lösungsansätze.


Bernburg. An die 1.300 Mädchen und Jungen wird der Kinder- und Jugendärztliche Dienst im Landkreis-Fachdienst Gesundheit bis zum Jahresende auf ihre Schultauglichkeit untersuchen können. Das sind knapp 85 Prozent aller Kinder im Salzlandkreis, die im August 2025 in die Schule kommen. „Erneut bleibt eine Lücke, die wir trotz aller Anstrengungen nicht schließen können“, informiert die zuständige Fachbereichsleiterin Anke Meyer. „Uns fehlt dafür schlicht das Fachpersonal, vor allem fest angestellte Kinderärztinnen und -ärzte und selbst Arzthelferinnen. Sämtliche Ausschreibungen für ärztliches Personal im Kinder- und Jugendärztlichen Dienst der zurückliegenden vier Jahre blieben ohne den Erfolg, hier eine Ärztin oder einen Arzt zu binden“, resümiert die Fachbereichsleiterin. „Zum Glück können wir zur Erfüllung der gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben im Kinder- und Jugendärztlichen Bereich mit Honorarkräften arbeiten.“

Die Schuleingangsuntersuchung ist Aufgabe der Landkreise bzw. kreisfreien Städte. Allerdings konnte der Salzlandkreis zuletzt nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler untersuchen, weil der Fachkräftemangel auch im Fachdienst Gesundheit spürbare Auswirkungen zeigt. Schuleingangsuntersuchungen sollen bei Kindern ein Jahr vor der Einschulung mögliche Entwicklungsverzögerungen und Förderbedarfe erkennen lassen und entsprechende Maßnahmen empfehlen. Jedes Kind wird dabei von einem Arzt oder einer Ärztin körperlich untersucht, außerdem erfolgen ein Seh- und Hörtest sowie Tests zur Sprache, Motorik und zum Wissensstand der Kinder, um deren Entwicklungsstand einschätzen zu können. Bei Bedarf sollen die Kinder rechtzeitig vor dem Schulbeginn gezielt gefördert werden. Wenn die Schuleingangsuntersuchung bei Kindern fehlen sollte, können sie eingeschult werden. Dann muss die jeweilige Grundschule beurteilen und über die Aufnahme entscheiden.

Um diese Situation zu verbessern, ist der Salzlandkreis auch neue Wege gegangen, hat ein Pilotprojekt gestartet und in diesem Jahr erstmals mit dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Bodeaue in Egeln Unterstützung bei den Schuleingangsuntersuchungen vereinbart. Der Salzlandkreis hat das MVZ mit der notwendigen Soft- und Hardware zur sicheren Datenübermittlung ausgestattet. Die betreffenden Eltern konnten mit dem MVZ wohnortnah Termine vereinbaren für ihr Kind im Vorschulalter. Im Auftrag des Salzlandkreises sind dort sind vor allem künftige Schülerinnen und Schüler aus der Verbandsgemeinde Egelner Mulde untersucht worden – 72 Kinder. „Das entspannt die Situation, aber die fehlenden personellen Kapazitäten können wir damit leider nicht kompensieren“, resümiert Fachbereichsleiterin Meyer.

„Wir wollen aber jedem Kind einen reibungslosen Schulstart ermöglichen“, betont Landrat Markus Bauer. „Deshalb haben wir auf Kreisebene weitere Kinderärzte angesprochen und versucht, im Rahmen von Kooperationen nach dem Vorbild des MVZ eine Schuleingangsuntersuchung für alle zu ermöglichen. Wir sehen allerdings bestätigt, dass die Kinderärzte keine zusätzlichen Kapazitäten haben.“

Nicht zuletzt deshalb verfolgt der Salzlandkreis einen weiteren Lösungsansatz und setzt sich auf Landesebene für eine Änderung der rechtlichen Grundlagen zur Schuleingangsuntersuchung ein. Der Landrat erinnert daran, dass der Salzlandkreis seit Monaten eine Ausnahmegenehmigung für ein weiteres Pilotprojekt erreichen will, nämlich den Ablauf der Schuleingangsuntersuchung so zu verändern, dass die Medizinischen Fachangestellten die vorgeschriebenen Testungen überwiegend selbstständig durchführen und anstelle der ärztlichen Untersuchung die ohnehin vorgesehene U9 - die regelmäßige Vorsorge für Fünfjährige - herangezogen wird. So bräuchten nur noch Kinder, die keine U9 vorweisen können oder bei denen Entwicklungsverzögerungen oder ein besonderer Förderbedarf sichtbar wird, zur Schuleingangsuntersuchung dem ärztlichen Personal vorgestellt werden. Eine Antwort zum Vorschlag vom Land hat der Salzlandkreis noch nicht erhalten.

Daher muss der Salzlandkreis jetzt Grundschulen der Stadt Bernburg und die Eltern von annähernd 300 Kindern im Einzugsbereich informieren, dass für sie in diesem Jahr voraussichtlich keine Schuleingangsuntersuchung mehr realisiert werden kann. Die Schulen entscheiden in solchem Fall über den bevorstehenden Schulbesuch der neuen Erstklässler. Ab Januar 2025 werden im Gesundheitsamt des Salzlandkreises dann bereits die Kinder untersucht, die 2026 eingeschult werden sollen.

 

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