Testfahrt mit Wasserstoff-Bus

 

Kreisverkehrsgesellschaft Salzland mbH befasst sich mit Umstellung auf umweltfreundlichere Technologie. Landrat Markus Bauer: „Wollen zeigen, wie Mobilität im ländlichen Raum nachhaltiger gestaltet werden kann.“

Bernburg. Kein Rattern, kein Dröhnen, nur ein leises Surren – damit setzt sich die neuste Generation eines Stadtbusses von Mercedes am Dienstagnachmittag in Bewegung. Während der sogenannte eCitaro fuel cell – ein mit Wasserstoff und elektrischer Energie betriebener Bus - auf der halbstündigen Testfahrt der Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) Salzland mbH die Blicke von Passanten in Bernburgs Zentrum auf sich zieht, vermittelt den Passagieren um Landrat Markus Bauer, KVG-Geschäftsführer Gerd Haßkerl und des KVG-Aufsichtsrats der Innenraum ein Gefühl für die Zukunft der Mobilität mit dem öffentlichen Nahverkehr: ein Bildschirm zeigt, wann die Batterien Energie zum Vortrieb abgegeben, wann die beim Bremsen erzeugte Energie mittels Rekuperation wieder in die Batterien eingespeist werden und wann der Wasserstoff zur Energieerzeugung genutzt wird.  

Landrat Markus Bauer erklärt: „Wir haben uns mit der Zukunftsstrategie Salzlandkreis 2030 dazu bekannt, unseren Teil zu einer klimafreundlichen Region beizutragen. Einen wichtigen Beitrag können wir im ländlichen Raum leisten, indem wir innovative, nachhaltigere Antriebstechnologien nutzen.“ Der Landrat verweist darauf, dass sowohl für die KVG als auch den Kreiswirtschaftsbetrieb des Salzlandkreises grundsätzlich Wasserstoff betriebene Fahrzeuge denkbar sind. „Wir befassen uns intensiv mit dem Thema, um bei möglichen künftigen Förderungen bereits ein Konzept vorlegen zu können.“ Hintergrund für die Überlegungen ist, dass bis 2026 eine Wasserstofftankstelle in Brumby entsteht. Dort kann dann dank des Engagements der EMS, Stadtwerke Staßfurt und MVV Energie AG sogenannter grüner Wasserstoff getankt werden, der mit Hilfe eines Windparks und eines Elektrolyseurs bei Glöthe klimaneutral produziert wird.

Der Salzlandkreis gehört zu einer der ersten Regionen in Deutschland überhaupt, die den innovativen Mercedes-Bus mit der Bezeichnung eCitaro fuel cell im Rahmen einer Probefahrt testen können. Möglich machte das KVG-Geschäftsführer Gerd Haßkerl dank seines Netzwerkes in der Branche. Vor der Präsentation in Bernburg hatte Mercedes den Bus in Dubai vorgestellt. Wasserstoff-Busse gibt es in Sachsen-Anhalt bisher nicht. Lediglich der Burgenlandkreis konnte dank finanzieller Unterstützung des Landes vier mit Wasserstoff betriebene Pressmüllfahrzeuge für die Abfallentsorgung anschaffen.

Im Gegensatz zu reinen Elektrofahrzeugen erzeugen Wasserstoff-Busse ihren Strom selbst. Für den Antrieb der Busse sorgt eine Brennstoffzelle, die elektrische Energie aus Wasserstoff erzeugt. Dabei reagieren Wasserstoff und Sauerstoff unter der Abgabe elektrischer Energie zu Wasser. Während der sogenannten umgekehrten Elektrolyse entsteht elektrischer Strom, der dann in einer Hochvoltbatterie  gespeichert wird oder direkt die Elektromotoren antreibt. Während des Betriebs wird nur Wasserdampf ausgestoßen. Lokal entstehen keine schädlichen Abgase, die die Umwelt belasten. Ein weiterer Vorteil: Bei der chemischen Reaktion entsteht auch Wärme. Diese kann im Winter zur Beheizung der Busse genutzt werden.

Der Nachteil der neusten Busgeneration: Sie ist mehr als doppelt so teuer wie Diesel- oder Erdgas betriebene Busse. Hinzu kommen die höheren Kosten für Wartung und Reparatur. Landrat Markus Bauer sagt deshalb: „Die Umstellung der Antriebstechnologie ist angesichts der aktuellen Preise nur über Fördermittel und nur Schritt für Schritt möglich.“ Aktuell betreibt die KVG 110 Busse unterschiedlicher Größe, überwiegend mit Diesel-Motoren, um die Vorgaben entsprechend des vom Kreistag beschlossenen Nahverkehrsplan für den Salzlandkreis 2020 bis 2030 zu erfüllen. Dazu zählt insbesondere die Schülerbeförderung. Auch der Wasserstoff ist derzeit noch teurer als Diesel oder Erdgas. Ein mit dem umweltfreundlichen Energieträger betriebener Bus benötigt rund acht Kilogramm. Ein Kilogramm kostet derzeit rund elf Euro, wird nach Überzeugung von KVG-Geschäftsführer Gerd Haßkerl künftig jedoch deutlich günstiger. Ein konventionell betriebener Bus verbraucht etwa 33 Liter Diesel bei einer Jahreslaufleistung von etwa 50.000 Kilometer.

Bei der halbstündigen Probefahrt wurde unterdessen klar, dass der eCitaro fuel cell Diesel- oder Erdgas betriebenen Fahrzeugen auch im Handling in Nichts nachsteht. Im Gegenteil: Im Kern fuhr sich der dreiachsige Bus genauso wie ein Fahrzeug aus dem Bestand der KVG. „Deshalb“, so KVG-Geschäftsführer Haßkerl, „müssten sich unsere Fahrer nicht umgewöhnen.“ 

 

Dirk Trappe, Landrat Markus Bauer, Gerald Bieling, Norman Schmidt und KVG-Geschäftsführer Gerd Haßkerl (v.l.) haben sich bei einer Probefahrt einen Eindruck des eCitaro fuel cell von Mercedes verschafft.

Wasserstoff-Bus auf dem Betriebshof der KVG in Bernburg

 Dirk Trappe, Landrat Markus Bauer, Gerald Bieling, Norman Schmidt und KVG-Geschäftsführer Gerd Haßkerl (v.l.) haben sich bei einer Probefahrt einen Eindruck des eCitaro fuel cell von Mercedes verschafft. Der Wasserstoff-Bus auf dem Betriebshof der KVG in Bernburg. Bildquelle: Marko Jeschor / Pressestelle Salzlandkreis

 

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