Bernburg. Im Salzlandkreis gibt es nach Ansicht der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) bei Kinderärzten eine bedarfsgerechte Versorgung. Die Versorgung beträgt 102,1 Prozent, erklärte die KVSA vor einigen Tagen gegenüber hiesigen Tageszeitungen. „Das ist eine Einschätzung, die statistisch gesehen stimmen mag. Sie spiegelt aber nicht das Bedürfnis der Bevölkerung wider“, erklärt Landrat Markus Bauer. Eine wohnortnahe Versorgung gerade in den Bereichen Bernburg und Aschersleben gebe es nicht. „Etliche Kilometer mit einem kranken Kind über Land fahren, das kann nicht die Lösung im Sinne einer qualitativ hochwerten Daseinsvorsorge sein.“
Der Landrat will deshalb die Kassenärztlichen Vereinigung zu einem Gespräch mit ihm und den Fraktionsvorsitzenden des Kreistags einladen. „Wir möchten die Bedürfnisse der Bevölkerung klar ansprechen. Dass wir eine Spezialisierung bei bestimmten medizinischen Behandlungen benötigen, ist klar. Die wohnortnahe ärztliche Allgemeinversorgung darf aber nicht schlechter werden.“ Markus Bauer vergleicht die Situation mit der Personalausstattung von Schulen. „Vor zehn Jahren hat das Land auch gesagt, wir haben genügend Lehrer. Und wo stehen wir heute?“ Er sagt, dass Eltern teilweise sehr unzufrieden seien mit der medizinischen Versorgung, sei nachvollziehbar. „Wer selbst Kinder hat, weiß, welche Ängste damit verbunden sind.“
Eine regional nicht ausgewogene Verteilung von Kinderärzten hat auch Auswirkung auf andere Bereich der Daseinsvorsorge. So berichten Kliniken aus dem Salzlandkreis in Gesprächen mit der Kreisverwaltung, dass Eltern zunehmend mit ihren Kindern die Notaufnahme aufsuchen – auch ohne erkennbare Notsituation. „Damit werden Kapazitäten gebunden, die an anderer Stelle gebraucht werden.“