Aschersleben/Schönebeck. Sie nehmen Waren an, prüfen die Menge und Beschaffenheit und organisieren die fachgerechte Lagerung – Lagerlogistiker und Fachlageristen. Diese Berufe werden angesichts der geplanten Wirtschaftsansiedlungen im Salzlandkreis künftig in der Region eine größere Rolle spielen. Den theoretischen Teil der notwendigen Ausbildung kann der Salzlandkreis nun ab kommenden Schuljahr selbst anbieten: an den Berufsbildenden Schulen I des Salzlandkreises WEMA in Aschersleben.
Landrat Markus Bauer: „Wir haben in unseren Analysen und in Gesprächen mit unserem Wirtschaftsbeirat schon vor einigen Jahren gesehen, dass wir für diese Ausbildungsgänge Bedarf haben. Deswegen ist es gut, dass wir nach einigem Ringen endlich grünes Licht vom Land für die Bildung eigener Fachklassen erhalten haben. Denn so müssen unsere Schüler aus dem Salzlandkreis in dem Bereich nicht unnötig weite Wege zurücklegen.“
Zwölf Anmeldungen sind nach den Vorgaben des Landes zur Bildung dieser Regionalfachklassen notwendig, 15 liegen nach Angaben von Schulleiter Sascha Bock bereits vor, bis zu 40 bis zum Schuljahresanfang könnten es noch werden. Der Landrat betont, es sei für einen attraktiven Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wie den Salzlandkreis von großer Bedeutung, den theoretischen Teil einer Ausbildung in zweifellos nachgefragten Berufen selbst anbieten zu können.
„Das ist wichtig für die Unternehmen vor Ort als auch für die Schülerinnen und Schüler, die vielleicht noch nicht so mobil sind. Ihnen dürfen wir keine zusätzlichen Hürden bauen. Auch unsere Berufsbildenden Schulen können sich damit weiter im ländlich geprägten Raum profilieren.“ Neben den Berufsbildenden Schulen I des Salzlandkreises WEMA in Aschersleben ist der Salzlandkreis Träger der Berufsbildenden Schulen „Otto Allendorff“ in Schönebeck. Es gibt jeweils Außenstandorte in Staßfurt und Bernburg.
Markus Bauer erklärt, der Salzlandkreis habe in den vergangenen Jahren viel in die Berufsbildenden Schulen in Aschersleben investiert. „Damit haben wir beste Bedingungen für den Unterricht in den unterschiedlichsten Fachrichtungen geschaffen.“ Tatsächlich ist die Berufsbildende Schule I des Salzlandkreises WEMA in Aschersleben dank des eigenen Projekts „IT macht Schule“ bereits seit 2015 technisch sehr gut ausgestattet. Mittlerweile gibt es überall WLAN, moderne Hardware und Software sowie eine Lernplattform für den digitalen Austausch zwischen Schülern und Lehrern. Außerdem hat der Landrat das Lehrerkollegium als sehr engagiert kennengerlernt.
WEMA-Schulleiter Sascha Bock unterstreicht: „Unsere Unterrichtsabdeckung liegt bei über 100 Prozent. Wir haben ein eigenes Qualifizierungsprogramm für Seiteneinsteiger aufgelegt, um langfristig genügend Personal beschäftigen zu können und befassen uns auch mit Zukunftsthemen der Unterrichtsgestaltung.“ Von diesem Engagement des Schulträgers und der Lehrerinnen und Lehrer werden auch die Schülerinnen und Schüler der neuen Regionalfachklassen Fachlagerist und Lagerlogistiker profitieren. Sie werden künftig alle sechs Wochen ihren theoretischen Teil der Ausbildung im Blockunterricht absolvieren. „Entsprechend ausgebildetes Personal haben wir dafür bereits“, sagt Schulleiter Bock.
Insgesamt werden voraussichtlich etwa 1150 Schülerinnen und Schüler in Voll- und Teilzeit die Berufsbildenden Schulen in Aschersleben ab dem kommenden Schuljahr besuchen – mehr als im abgelaufenen Schuljahr und damit ein Trend, der nach vielen Jahren mit sinkenden Schülerzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung dem Landrat wieder Mut macht. „Ich denke, wir bekommen langsam die Kurve“, sagt Markus Bauer. 65 Lehrerinnen und Lehrer sichern dann den Unterricht ab. Damit ist die Entwicklung der Berufsbildenden Schulen in Aschersleben aber noch nicht abgeschlossen. Für das Schuljahr 2024/25 kommt zu den bereits bestehenden Ausbildungen die Ausbildung zur Pflegehilfe hinzu – genehmigt ist sie bereits. Ab diesem Schuljahr kann dann auch eine dreijährige Ausbildung zum Erzieher angeboten werden.
Zum aktuellen Angebot im Bereich duale Ausbildung in Aschersleben gehört unter anderem die Ausbildung zum Verkäufer, Industriekaufmann, Maschinen- und Anlagenführer und Zerspanungsmechaniker sowie Metallbauer. Daneben kann im Rahmen einer Vollzeitausbildung sich in den Bereichen Technik, Gesundheit, Wirtschaft und Verwaltung ausbilden lassen. Dabei besteht jeweils die Möglichkeit, einen höheren Schulabschluss zu erlangen.
Das ist auch an den Berufsbildenden Schulen „Otto Allendorff“ in Schönebeck möglich. Dort absolvierten mit Stand Ende vergangenen Jahres ebenfalls rund 1150 Schülerinnen und Schüler in Voll- und Teilzeit eine Ausbildung. Zu den dualen Ausbildungen gehören die zum Binnenschiffer, Binnenschifffahrtskapitän, Autofachwerker, Industriemechaniker, Elektroniker, Mechatroniker und Kraftfahrzeugmechatroniker sowie Straßenwärter. In Vollzeit werden Ausbildungen im Bereich Kinderpflege, Sozialassistenz und Sozialpflege sowie die Fachoberschule Gesundheit und Soziales und die Fachschule Sozialpädagogik angeboten. Daneben können Berufsvorbereitungsjahre im Bereich Bautechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Holz-, Metall, Textil- und Farbtechnik sowie Wirtschaft und Verwaltung absolviert werden. Dafür stehen der Schule insgesamt 54 Lehrkräfte zur Verfügung.
„Wir bilden seit vielen Jahren erfolgreich in diesen Traditionsberufen aus und sind nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern auch in vielen weiteren Bundesländern sehr gefragt. Die Unterrichtsversorgung ist sehr gut und auf die sehr gute Lernatmosphäre sind wir sehr stolz“ , sagt Schulleiterin Astrid Mann. Aufgewertet werden soll unterdessen die Ausbildung zum Binnenschifffahrtskapitän, die in Deutschland an nur zwei Standorten angeboten werden. Dafür will der Salzlandkreis mit Hilfe von Fördermitteln einen sogenannten Flachwasserfahrsimulator im Wert von rund 1,8 Millionen Euro für die Berufsbildenden Schulen „Otto Allendorff“ anschaffen. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Kreistag zuletzt vor einigen Wochen. Mittlerweile liegt der Fördermittelantrag der Investitionsbank Sachsen-Anhalt vor. „Wir wollen die Ausbildung jetzt auf eine qualitativ neue Stufe heben“, sagt Landrat Markus Bauer.