Salzlandkreis eröffnet das Touristeninformationszentrum. Was das Gebäude so besonders macht
Zum Bild: Landesarchäologe Harald Meller, Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger, Landrat Markus Bauer, Staats- und Kulturminister Rainer Robra und
Architekt Carsten Sußmann schneiden zur Eröffnung des TIZ symbolisch eine Torte mit dem Logo des Ringheiligtums an | Bildquelle: Pressestelle Salzlandkreis
Pömmelte. Das Äußere ist sowohl traditionell als auch zukunftsweisend, das Innere modern – das neue Touristeninformationszentrum (TIZ) des Salzlandkreises am Ringheiligtum Pömmelte vereint dank der Stampflehmbauweise und digitaler Technik Vergangenheit und Zukunft. Das Gebäude ist am Freitag, 5. Mai, nach rund dreijähriger Bauzeit von Landrat Markus Bauer, Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger und Kultusminister Rainer Robra sowie Landesarchäologe Prof. Harald Meller feierlich seiner Bestimmung übergeben worden.
Das mit Fördergeldern der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sowie des Landes Sachsen-Anhalt gebaute TIZ soll künftig Besucher des Ringheiligtums zum Verweilen und zum Stärken einladen, aber auch als Ort der Bildung dienen. Der Bau kostet rund 2,7 Millionen Euro. Er ist barrierefrei und familienfreundlich.
Landrat Markus Bauer sagte bei der Eröffnung des TIZ vor rund 200 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: „Wir haben dank der Bauweise und der digitalen Möglichkeiten ein weiteres Argument für den Besuch des Ringheiligtums und damit des Salzlandkreises. Wir setzen damit weitere Impulse für eine touristische und damit wirtschaftlich viel versprechende Entwicklung der Region als attraktiver Wohn-, Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.“ Dabei könne das Ringheiligtum Ausgangspunkt für einen Besuch des Schloss Bernburg, der Grafikstiftung Neo Rauch in Aschersleben oder andere Highlights im Salzlandkreis sein.
Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger sagte: „Die Eröffnung des neuen TIZ stellt einen weiteren Meilenstein dar, wir spielen neben der kulturhistorischen Bedeutung des Ortes dank des zusätzliches Angebotes jetzt in einer Liga mit anderen touristischen Anziehungspunkten in Sachsen-Anhalt, Deutschland und auch Europa.“ Er sei sich sicher, dass auch der Lehmbau selbst zu einem lohnenswerten Ziel für Architekturbegeisterte wird. Und für eine umfassendere touristische Erschließung in der Zukunft habe die archäologische Forschung der vergangenen fünf Jahre mehr als genug Sensationen geliefert.
Staatsminister und Minister für Kultur, Rainer Robra, sagte: „Pömmelte ist ein kultureller Leuchtturm mit zunehmender nationaler Strahlkraft. Heute wird mit der Eröffnung des TIZ die Erfolgsgeschichte des Ringheiligtums fortgeschrieben. Das Land hat sich gern an der Finanzierung beteiligt, denn das Zentrum ist als weiteres wichtiges Element der Himmelswege in Sachsen-Anhalt sowohl zukunftsorientiert als auch nachhaltig.“
Das TIZ befindet sich unmittelbar am Parkplatz des Ringheiligtums. Die 60 Zentimeter breiten Wände bestehen aus zahllosen Stampflehm-Schichten. Seit der rohe Lehm getrocknet ist, trägt er das rund 300 Tonnen schwere Flachdach aus Stahlbeton. Für diese traditionelle Bauweise hatte sich der Salzlandkreis als Träger vor einigen Jahren nach einem Ideenwettbewerb bewusst entschieden.
„Durch die Wahl des Materials wird die Erdverbundenheit des Gebäudes deutlich und die horizontalen, streifigen und individuellen Muster des Stampflehms verleihen dem Gebäude eine beeindruckende dreidimensionale Wirkung“, erklärte der vom Salzlandkreis beauftragte Architekt Carsten Sußmann vom gleichnamigen Architektenbüro aus Magdeburg. Er verwies darauf, dass viele Gebäude bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland aus Lehm gebaut waren. Zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten, sei die Nachfrage nach diesem Baustoff wieder enorm.
Landesarchäologe Prof. Dr. Harald Meller erläuterte die Verbindung des TIZ zu den Ausgrabungen am Ringheiligtum: „Der in seiner schlichten Kubatur zeitgemäß wirkende Neubau ist eine zwar moderne, aber stimmige Interpretation des archäologischen Befundes: die Kubatur, Maße und Ausrichtung entsprechen denen eines frühbronzezeitlichen Langhauses. Anders als der aktuelle Bau standen die Gebäude vor über 4000 Jahren nicht frei. Weit über hundert solcher Grundrisse haben wir im Rahmen der fünfjährigen Forschungsgrabung genau hier, südlich des Ringheiligtums freigelegt. Pömmelte ist damit größte Siedlung der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur in Mitteleuropa.“
Seine Kollegin am Landesamt, Dr. Franziska Knoll, ergänzt: „Mitteldeutschland kann nicht nur mit einem exzeptionellen archäologischen kulturellen Erbe aufwarten, sondern verfügt über einen der größten Baubestände an massiven Lehmbauten in Europa. Dieses baukulturelle Erbe gilt es zu bewahren, aber auch innovativ zukunftsfähig zu machen.“ Dass das gelingen kann, führt das neue TIZ eindrucksvoll vor Augen. „Im mitteldeutschen Raum setzt sich die Technik um 1800 durch – und hat, wie hier zu erleben, wieder eine Zukunft“, so Knoll. Sie koordiniert das durch den Bund geförderte Bündnis „GOLEHM“, das sich für den Lehmbau engagiert.
Das TIZ ist in der Hauptsaison vom 1. April bis 31. Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Inneren befindet sich ein kleiner Veranstaltungs-, ein Sanitär- sowie ein großer Informationsbereich. Smart ist dabei ein vom Salzlandkreis entworfenes Terminal, dass Informationen zu Rad- und Wanderwegen sowie zu den Kulturstempelstellen in der Region in digitaler Form bereithalten.
Führungen durch das Ringheiligtum können jederzeit im TIZ zu den Öffnungszeiten vereinbart werden oder jederzeit via E-Mail oder per Telefon unter +49 3471 / 684 624 710. Eine Führung für Erwachsene kostet sechs Euro pro Person, drei Euro ermäßigt sowie für Jugendliche unter 17 Jahren. Gruppenführungen kosteten mit Voranmeldungen 60 Euro, für Schülergruppen 40 Euro mit Voranmeldung.