Der nächste, dann funkgesteuerte Schlag der 500 Jahre alten Stundenglocke wird alle Blicke nach oben lenken. „Hore mi und richte di nach de tid“ - Höre mich und richte nach der Zeit, trägt sie die Inschrift. Mit der historischen Uhr sollen auch der Fachwerkturm, Dachreiter und das Dach des Salzlandmuseums restauriert beziehungsweise neu eingedeckt sein.
Ein unübersehbares Baustellenschild wurde heute aufgestellt. Die Rüstung steht schon seit Jahresbeginn am denkmalgeschützten Museumsgebäude, das ursprünglich den Ratsherren von Groß Salze als Rathaus diente und seit 1954 ein Museum beherbergt. Es ist ein Blickfang im historischen Ensemble am Marktplatz in Schönebeck-Bad Salzelmen. Das große Schild informiert über die laufende Baumaßnahme zur Dachsanierung. Die umfassende Erneuerung des kreiseigenen Museums geht weiter und findet einen gewissen Abschluss nach außen. Die Arbeiten werden bis zum Sommer reichen.
„Wir sind froh, jetzt die nächsten wichtigen Schritte in Angriff nehmen zu können.“ Landrat Markus Bauer kennt die Dringlichkeit, weil vor allem die Holzkonstruktion des Dachreiters ihrem Alter Tribut zollt und zwischenzeitliche Sicherungsmaßnahmen nicht mehr ausreichen. „Wir wollen unser Salzlandmuseum, wie alle unsere wichtigen kulturellen Orte, erhalten. Das hat ganz viel mit Wertschätzung zu tun und setzt gleichzeitig neue Akzente. Wir haben schon viel geschafft in der jüngsten Vergangenheit. Das weiß jeder, der das Museum noch von vorher kennt. Korrespondierend mit unserem Ringheiligtum Pömmelte zieht es inzwischen ganz neue Besuchergruppen in die Region. Deshalb sind wir auch für jede Hilfe zur Erhaltung und Entwicklung dankbar“, sagt der Landrat bei einem Baustellentermin mit Baufachleuten und Projektbeteiligten.
In einem ersten Bauabschnitt wird das Vorderhausdach mit dem Dachreiter denkmalgerecht erneuert. In dem Zusammenhang soll nun auch das mechanische Uhrwerk im Turm saniert und mit einer Funksteuerung ausgestattet werden. Die Baustelleneinrichtung ist bereits abgeschlossen. Abbrucharbeiten der Traufe von Hauptdach und Turm haben in dieser Woche begonnen. Für das Vorhaben, das mit rund 400 000 Euro veranschlagt ist, hatten der Salzlandkreis als Träger und der engagierte Förderverein des Salzlandmuseums recht ausgiebig nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Und am Ende breite Unterstützung gefunden.
„Das Salzlandmuseum ist für mich ein zentraler identitätsstiftender Ort in der Region“, sagt Kulturstaatssekretär Dr. Gunnar Schellenberger. Und weiter: „Es freut mich, dass das Museum dank der modernisierten Ausstellung eine Außenwirkung erhalten hat, die, weit über den Salzlandkreis hinaus, Besucherinnen und Besucher nach Schönebeck-Bad Salzelmen führt. Nun ist es aber höchste Zeit, sich auch dem Gebäude selbst zuzuwenden. Dank des vorbildlichen Engagements der Schönebecker kann dieser wichtige Schritt zur Sanierung des Kulturdenkmals angegangen werden.“
Neben dem Land Sachsen-Anhalt, das Mittel aus der Denkmalpflegeförderung zur Verfügung stellt, und dem Bund aus seinem Denkmalschutzsonderprogramm 2020 sind auch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, gemeinsam mit der Salzlandsparkasse, sowie die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt beteiligt. So bleiben für den Salzlandkreis noch knapp 80 000 Euro Eigenmittel, die der Kreistag im vergangenen Jahr freigegeben hatte. Und jede Menge Arbeit zur Vorbereitung, Koordinierung und Umsetzung.
Denn es laufen bereits die Anträge für einen zweiten Bauabschnitt, mit dem auch das Dach des Hinterhauses, wenn möglich noch die Fassade des Hauses, saniert werden sollen. Das Planungsbüro „Hartkopf denk mal architektur“ aus Bennungen/Südharz ist mit der fachlichen Planung und Bauüberwachung des ersten Bauabschnittes beauftragt.
Anspruch ist dabei, das denkmalgeschützte und stadtbildprägende Gebäude des Salzlandmuseums zu bewahren. Es gehört zur kulturellen Infrastruktur des Salzlandkreises wie auch der Stadt Schönebeck und ist entsprechend verankert in den jeweiligen strategischen Entwicklungsplanungen bis 2030. Der Salzlandkreis und der Museumsförderverein engagieren sich seit Jahren in besonderer Weise. Umfangreiche Sanierungen und Umbauten, außen und im Inneren, für ein neues, modernes Ausstellungskonzept rückten die Einrichtung wieder in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung.
„Nachdem wir die Neugestaltung des Innenbereichs und der Ausstellung aktiv begleiten durften, freuen wir uns besonders, nun auch bei der Modernisierung der Außenhaut mit unterstützen zu können“, erklärt Olaf Busch. Er ist der Vorsitzende des Fördervereins des Salzlandmuseums und eng verbunden mit dem Haus. Sein Verein hat für die Restaurierung des Dachreiters, des Uhrwerks und der Glocke des Salzlandmuseums einen Förderantrag gestellt und bei der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Salzlandsparkasse finanzielle Unterstützung gefunden. Dachreiter, Turm und Uhr tangieren die ältesten Teile des Baus.
„Aus vereinseigener Kraft und mit eigenen Mitteln wollen wir außerdem das mechanische Uhrwerk funksynchronisieren lassen“, sagt Olaf Busch, „ein Uhrwerk, wenn auch selber jünger, das die Stundenglocke aus dem 15. Jahrhundert anschlägt. Obwohl wir im Gesamtvolumen nur einen kleinen Part abdecken, entspricht es doch zutiefst unseren satzungsmäßigen Zielen. Uns fehlen noch etwa 2.000 Euro, deshalb wären wir für jede Spende wie immer sehr dankbar“, wirbt der Vereinschef um weitere Beteiligung und macht Mut: „Nach Fertigstellung wird hoffentlich mit dem ersten Anschlag der Stundenglocke eine gesündere Zeit eingeläutet.“