Bäcker und Fleischer rollen längst mit eigens gebauten Fahrzeugen in viele Dörfer. Künftig könnte dort auch die ärztliche Versorgung wieder etwas leichter fallen – mit Hilfe des sogenannten Medibusses der Deutschen Bahn. Wie das praktisch aussehen kann, demonstrierte das Unternehmen vor einigen Tagen auf Einladung von Landrat Markus Bauer im Landratsamt in Bernburg.
DB-Projektleiter Felix Thielmann stellte dafür den eigens entwickelten Bus und dessen Einsatzmöglichkeiten vor. Später überzeugte sich der Landrat mit Hilfe einer VR-Brille von der rollenden Arztpraxis, in der neben einem Behandlungsraum, einem Labor auch ein Wartebereich integriert ist. VR steht für „Virtual-Reality“, damit kann man sich in digitalen Räumen bewegen – in dem Fall in dem Medibus, der zwar in Deutschland schon ein paar Mal unterwegs ist, der frühestens aber im Herbst im Salzlandkreis Station machen soll.
Hintergrund für die Bemühungen des Landrats ist, dass es immer schwerer fällt, Arztpraxen mit Allgemein- und Fachärzten zu besetzen. Schon jetzt gibt es nach Angaben der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) unbesetzte Stellen im Salzlandkreis. Der Medibus kann nach Ansicht von Markus Bauer zumindest dazu beitragen, diese Lücken zu schließen. Das wiederum kann den Salzlandkreis trotz anhaltender Abwanderung in den nächsten Jahren attraktiver für die Bürger machen – neben weiteren Ideen zur Daseinsvorsorge, die in den nächsten Monaten getestet werden sollen und die alle unter dem Dach von „Smart Region Salzlandkreis“ laufen.
Mit der Vorstellung des Medibusses liegt Landrat Markus Bauer unterdessen voll auf Höhe der Zeit, denn die Bundesregierung hat jüngst beschlossen, dass bei der ärztlichen Versorgung sowohl digitale Sprechstunden als auch mobile Lösungen wie eben der Medibus in Frage kommen können. Deswegen hatte der Landrat auch den Vorsitzenden der KVSA, Burkhard John, nach Bernburg eingeladen, um mit ihm über einen möglichen Einsatz des Busses zu sprechen. Markus Bauer hofft angesichts der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, dass die KVSA den Ball aufnimmt.
Die Vorteile liegen für Verwaltungschef Markus Bauer jedenfalls auf der Hand. Nicht alles müsse immer persönlich abgeklärt werden. „Manchmal genügt auch der Rat eines Arztes über andere Kommunikationswege.“ Denn möglich macht der Medibus dank neuester Technik auch, sofort mit einem Facharzt zu sprechen, falls nötig. Das spare Zeit, weite Wege und schone damit letztlich auch die Umwelt.
Zwar ist noch nicht entschieden, ob eine rollende Arztpraxis später einmal die drohenden Versorgungslücken tatsächlich schließen kann. Wichtig ist dem Landrat aber das Signal: „Es soll sich weiterhin lohnen, im ländlichen Raum zu wohnen. Deshalb machen wir uns Gedanken um die Zukunft – in allen Bereichen.“ In dem Fall will der Landrat die Verantwortlichen zusammenbringen. Dass die ärztliche Versorgung bei der Entscheidung für den Wohnort tatsächlich eine wesentliche Rolle spielt, kann auch DB-Projektleiter Felix Thielmann bestätigen. „Es gibt Senioren, die ziehen in die Stadt, weil es auf dem Land keine Ärzte mehr gibt.“