„Nicht allein das Geld soll für uns entscheiden, wo und wie wir in Deutschland leben.“ Landrat Markus Bauer sieht sich herausgefordert, einmal mehr die Prämisse seiner politischen Arbeit deutlich voranzustellen. Anlass bietet
eine überregionale Berichterstattung vom Silvestertag.
„Förderung nur noch für die Großstädte?“ und „Kein Geld mehr für Dörfer?“, titelt die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) und thematisiert eine künftige Förderpolitik im Land. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hatte sich demnach dem MDR gegenüber zu Wort gemeldet und sieht die Förderung des ländlichen Raumes kritisch. Ginge es nach dessen Präsident, Wirtschaftsexperte Prof. Reint E. Gropp, solle eine neu ausgerichtete Ostförderung zur Angleichung bei Produktivität und Löhnen die Städte stärken. „Mit Subventionen für den ländlichen Raum sei das nicht zu schaffen“, untermauert die MZ seine Forderung.
„Außer Magdeburg und Halle hätte nach dieser Meinung in Sachsen-Anhalt niemand mehr Aussicht auf staatliche Unterstützung. Das klingt so extrem, dass es mich zum direkten Widerspruch anstachelt.“ Bauer setzt sich seit Jahren gerade für die Stärkung des ländlichen Raumes ein und weiß sich mit seinen Argumenten inzwischen an vielen Stellen einig mit führenden Vertretern aus Politik, Wirtschaft und auch Wissenschaft.
„Wo bliebe die Wertschätzung für die Arbeit von drei Vierteln der Sachsen-Anhalter, die eben nicht in den Großstädten wohnen, die nach der Wende in den ländlichen Raum investiert haben? Warum soll die Jugend quasi aufgefordert werden, der Region den Rücken zu kehren? Und was macht die regionale Wirtschaft, machen die Handwerksbetriebe, die Sparkassen und Volksbanken, Energieversorger, wie Stadtwerke, wenn es immer weniger Menschen im ländlichen Raum gibt?“ Der Landrat entgegnet: „Die gesamte Bevölkerung hat das Recht und die Pflicht, ihre eigene Region mitzugestalten. Schließlich gibt es bei der persönlichen Steuererhebung auch keine regionale Staffelung. So würden die Menschen in der Fläche mit ihrer Lohn- und Einkommenssteuer direkt und ausschließlich die Großstädte fördern. Ein Unding!“, findet Bauer und spitzt die Konsequenzen des IWH-Vorstoßes zu in der Frage: „Ist das der Aufruf zum Großmonopol und soll dann alles von Frankfurt oder Berlin aus gesteuert werden?!“
Die Gesellschaft würde gespalten. „Absolut inakzeptabel“, meint der Landrat und führt außerdem die Frage der Ökologie ins Feld: „Das Gleichgewicht muss in einer Demokratie gewahrt bleiben, zwischen Stadt und Land, Jung und Alt, Ost und West. Den Wirtschaftsexperten kann ich zwar verstehen, aber es wurden in den letzten Jahrzehnten oft Wirtschaftsfragen an oberste Stelle gesetzt. Ich als Landrat plädiere, dass die Lebensqualität in ganz Deutschland eine ebensolche Rolle einnimmt. Es ist an der Zeit, Einzelfacetten wegzulassen und die Gesamtheit zu betrachten. Gut beraten ist der, der dafür mit praktikablen Ideen in die Öffentlichkeit geht. So will ich das auch 2019 handhaben“, versichert Markus Bauer.