Bärenklau (Heracleum) ist eine Pflanzengattung, die zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) gehört. Es gibt etwa 70 Heracleum-Arten. Oft wird er mit anderen Pflanzen verwechselt, welche ebenfalls Doldenblüten tragen. Aber auch der hier weit verbreitete Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) wird oft mit dem eingeschleppten Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) verwechselt.
Den Titel "Giftpflanze des Jahres 2008" hat der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) wahrhaftig verdient, denn diese Bärenklau-Art verursacht nach bloßem Hautkontakt erhebliche gesundheitliche Beschwerden. Grund genug, sich hier mit den Erkennungsmerkmalen der gefährlichen Pflanze im Vergleich mit dem heimischen Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) vertraut zu machen.
Der Wiesen-Bärenklau, auch Echter oder Gemeine Bärenklau genannt, ist im Gegensatz zum Riesen-Bärenklau in Europa heimisch. Mit einer Samenproduktion von etwa 3.000 Samen pro Pflanze ist die Vermehrungsrate längst nicht so hoch wie die des Riesen-Bärenklau. „Schön, aber sehr gefährlich ist der ursprünglich aus dem Kaukasus stammende und deshalb als Neophyt geltende meist zweijährige Riesen-Bärenklau welcher Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht wurde“, informiert Steffen Amme vom Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises.
Der heimische Wiesen-Bärenklau ist ein naher Verwandter des Riesen-Bärenklaus, jedoch im Gegensatz zu der invasiven Art ist der Wiesen-Bärenklau mit höchstens 1,50 m deutlich kleiner. Die Herkulesstaude ist ihrer Größe wegen eine kaum zu verwechselnde Pflanze. Sie erreicht gewöhnlich eine Größe von 2,5 bis zu 4 m. Die Blätter des Wiesen-Bärenklaus werden mit ca. 60 cm wesentlich kleiner und haben weniger spitze Blattabschnitte. Anhand dieser Größenunterschiede lassen sich die heimische und die invasive Bärenklau-Art relativ gut unterscheiden. „Ein weiteres optisches Unterscheidungsmerkmal ist der Stengel, denn der des Riesen-Bärenklaus weist rote bis purpurfarbene Flecken auf“, informiert der Neophyten-Beauftragte des Salzlandkreises weiter.
Steckbrief zu den Merkmalen der beiden Bärenklau-Arten:
Erkennungsmerkmale |
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giftig |
ja |
nein |
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Wuchshöhe |
350 - 400 cm |
50 - 150 cm |
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Stengel |
hohl mit roten bis purpurfarbenen Flecken |
hohl, kantig, ohne rötliche Färbung |
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Blätter |
100 - 300 cm lang |
bis 60 cm lang |
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Blütenform |
Doppeldolden mit bis zu 100 cm Durchmesser |
Einzelblüten als Doppeldolde mit 25 cm Durchmesser |
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Blütenfarbe |
weiß |
weiß |
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Blütezeit |
Juni - Juli |
Juni - September |
Der Wiesen-Bärenklau ist nicht nur seit früheren Zeiten eine geschätzte Heilpflanze, sondern besonders im jungen Pflanzenstadium auch eine beliebte Futterpflanze. Die Pflanze ist nicht nur eine Futterquelle für Wildtiere, sondern auch Kühe, Schafe, Ziegen, und Kaninchen fressen den jungen Wiesen-Bärenklau gern.
Im Gegensatz zum Riesen-Bärenklau enthält der Wiesen-Bärenklau nur eine kleine Menge an phototoxischen Pflanzenextrakten. Bei empfindlichen Personen kann eine Berührung eine Wiesengräserdermatitis in Form leichter Hautrötungen auslösen. Im Gegensatz zu unserem heimischen Wiesen-Bärenklau ist der Riesen-Bärenklau keine Heilpflanze und auch nicht zum Verzehr geeignet.
Das große Problem bei dieser Pflanze ist, dass sie sehr giftig ist. Allein die Berührung, ein Kontakt mit der blanken Haut, kann zu erheblichen Verbrennungen führen. Auslöser dieser Reaktion sind große Mengen an phototoxischen Coumarinen. Dies sind Substanzen, die in Verbindung mit Sonnenlicht zu stärken Hautrötungen bis zu schmerzhalten Blasenbildungen führen. Kommt die Haut mit der Pflanze oder deren Saft in Kontakt, muss die betroffene Stelle schnellstmöglich mit Seife und Wasser gewaschen werden. Die betroffenen Bereiche sollten für mindestens 48h nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Nach Augenkontakt sollten die Augen unter fließendem Wasser sorgfältig ausgespült werden und anschließend eine Sonnenbrille getragen werden. Zögern sie nicht, nach einem intensiven Kontakte einen Arzt aufzusuchen.
Beide Arten verströmen einen unangenehmen Geruch und enthalten neben Nektar reichlich ätherische Öle, somit wirken beide unwiderstehlich auf viele Insektenarten. Sie gelten darüber hinaus als Hummel- und Bienenweide.
Was ist die Aufgabe und die Zuständigkeit des Neophytenmanagements im Salzlandkreis hinsichtlich des Riesen-Bärenklaus?
Invasive, nicht-einheimische Arten werden in zunehmendem Maße bekämpft, da sie einheimische Arten und Lebensgemeinschaften verdrängen und somit negativ auf die biologische Vielfalt einwirken können. Auch im Salzlandkreis ist das Thema in den Vordergrund gerückt. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) schreibt sowohl Management als auch Monitoring invasiver Arten vor, um Gefährdungen von Ökosystemen, Biotopen und einheimischen Arten entgegenzuwirken.
Das Management wurde mit dem Ziel einheitliche Bedingungen für eine nachhaltige Bekämpfung invasiver Arten im Sachgebiet Natur- und Artenschutz integriert. Die Aufklärung der Bevölkerung zur Biologie des Riesen-Bärenklaus und zu geeigneten Maßnahmen sind wesentliche Voraussetzung für die Bekämpfung und um eine weitere Ausbreitung in der Landschaft zu verhindern.
Pflanzen an Wuchsorten, an denen eine unmittelbare Gefahr für Menschen vorhanden ist (z.B. Kindergärten, Schulen, Parks, Friedhöfe), sollten umgehend und nachhaltig beseitigt werden. Hier besteht eine Verantwortung der Nutzer bzw. Eigentümer von Grundstücken mit Vorkommen der Pflanze. Wer auf seinem Grundstück den Riesen-Bärenklau hat, muss ihn selbst beseitigen, entsorgen oder sich zumindest darum kümmern, dass von der Pflanze keine Gefahr ausgeht. „Der Fachdienst Natur und Umwelt des Salzlandkreises wird unterstützend beraten, wenn es gilt, den Riesen-Bärenklau auf den öffentlichen als auch privaten Flächen im Salzlandkreis einzudämmen“, informiert Steffen Amme abschließend.