Landrat Bauer: „Die Aufholjagd sofort starten“ – Regionen müssen Gleichschritt halten

„Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im ländlichen Raum darf kein Lippenbekenntnis bleiben“, äußert sich Markus Bauer, Landrat des Salzlandkreises, zu den jüngsten Bestrebungen, Konditionen analog der Städte in der Landesverfassung zu verankern. „Wir müssen konkrete Ansätze zur Problemlösung erarbeiten", ruft der Wirtschaftsjurist auf den Plan.
"Die Internetnutzung darf für Schüler auf dem Dorf nicht zum Ausschlusskriterium werden",  zeigt der 46-Jährige als Beispiel auf. „Die Erlangung von Medienkompetenz in der Schule legt den Grundstein fürs Leben“, macht er deutlich. „Hausaufgaben auf dem Land müssen möglich sein“, spricht Bauer aus. „Wir haben mit der Hochschule Anhalt in Bernburg (Saale) einen international starken wisschenschftlichen Standort und dieser strahlt mit über 3000 Studenten in die Welt“.

Bauer bringt sich ein, „wie Kita, Arzt und Sportplatz auf dem Land auch weiter vorgehalten werden können", müsse ganz praktisch auf den Tisch. Dabei hatte der Verwaltungschef das Thema Daseinsvorsorge im Salzland bereits vor zwei Jahren in den Fokus gerückt. Denn der Salzlandkreis ist deutschlandweit eine von 18 Modellregionen für die langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität im ländlichen Raum. Dabei arbeitet die Gebietskörperschaft in der Mitte von Sachsen-Anhalt derzeit an der Redaktion einer Gesamtschau  praktisch erfolgreicher Lösungen, die in anderen Bundesländern zur Fragestellung getestet bzw. erfolgreich etabliert worden sind. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte Vorhaben läuft noch bis Ende 2018. Derzeit befindet sich die Landkreisverwaltung in der Phase der Evaluierung der Bedarfe durch eine Umfrage auf dem Land und am Beginn einer Diskussion im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung. „Die Anforderungen bezüglich der Mobilitätsansprüche werden vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung noch weiter wachsen. Deshalb sind innovative und nachhaltige Ansätze in ländlichen Regionen gefragt“, macht Bauer die Dringlichkeit der inhaltlichen Auseinandersetzung deutlich.

„Das geht nicht allein“, merkt er an. „Attraktivität braucht Investitionen“, die Umsetzung dürfe nicht „an der Freiwilligkeit von Aufgaben nach dem Kommunalverfassungsgesetz scheitern“, zeigt er Grenzen der Handlungsfähigkeit von Kommunen auf.  „Allein 15 Prozent der Lohnsteuerrückflüsse kommt den Gemeindekassen zu Gute und fließt in den Wohnort zurück“, macht der Wirtschaftsjurist die anvisierte Stellschraube deutlich. "Die Aufholjagd zu anderen Regionen muss sofort starten", ist Bauer überzeugt. In diesem Sinne unterstützt er die derzeit diskutierten Bestrebungen, drängt jedoch mit Nachdruck auf die Umsetzung in die Praxis.

"Das bedeutet Wertschätzung für die Generationen, die bisher in ihre Häuser, in Handwerksbetriebe oder gemeinnützige Einrichtungen mit einem aktiven Vereinsleben auf dem Land investiert haben", führt der 46-jährige aus. „Ohne sofortiges Handeln werden langfristig Einrichtungen wie Freiwillige Feuerwehr oder Vereinsleben nicht aufrecht zu erhalten sein“.

Bauer hatte 2016, zusammen mit dem Magdeburger Politikwissenschaftler Roger Stöcker, das Papier „Kommunen2030“ verfasst. In der Perspektive sahen die Autoren in finanzschwache Kommunen die Daseinsvorsorge gefährdet (Kommunen 2030, S. 30, unter: www.kommunen2030.de). Es ist schön, dass unser Drängen Gehör findet, fasst der Landrat zusammen.
„Wir müssen sehen, wie Alt und Jung auf dem Land einkaufen können, wie es möglich wird, zum Friseur oder zur Disko zu gelangen und wie wir Schulen vor Ort erhalten“. Oder kurz: „Wir müssen für Menschen gute Lebensbedingungen im ländlichen Raum schaffen“, steckt Markus Bauer das Ziel.

Bauer ist Vater von drei Kindern und ehemaliger Bürgermeister seiner Heimatstadt Nienburg (Saale).

 

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