Markus Bauer ergreift die Initiative. Der Landrat des Salzlandkreises hatte zu einem Deutsch-Russischen Wirtschaftsforum geladen. Wadim Danilin, Botschaftsrat der russischen Föderation, ist der Einladung letzte Woche gefolgt. Im Salzlandkreis zu Gast traf der Diplomat der russischen Botschaft im Schloss Hohenerxleben auf interessierte Unternehmer und Vertreter der Hochschule Anhalt zum Gespräch.
Die Veranstaltung ist als Fortführung der Reihe „Salzlandkreis international“ organisiert worden. Zum Thema hatte es bereits im letzten Jahr eine Kooperation zwischen Behörde und Firmenchefs gegeben. Eine Publikation war entstanden, die den Salzlandkreis als Wirtschaftsstandort präsentierte.
Die Hochschule Anhalt zähle aktuell 2400 internationale Studenten aus 104 Nationen, so Prof. Dieter Orzessek, Präsident der Hochschule Anhalt. Mit dem Standort Strenzfeld pflege die Hochschule enge Kontakte nach Perm, Sankt Petersburg und Moskau. Insgesamt 21 Kooperationen mit derzeit 55 Gaststudenten gestalten den internationalen Austausch und Wissenstransfer zwischen der Russischen Föderation und Deutschland lebendig.
Die anwesenden Geschäftsführer von Wirtschaftsunternehmen machten in der Gesprächsrunde mit Ihren Aussagen deutlich, dass Russland als Handelspartner im mitteldeutschen Raum benötigt werde. Besonders Maschinenbau und Landwirte hätten seit dem Eintreten des Handelsembargos unter den politischen Sanktionen gelitten. Botschaftsrat Danilin sicherte Unterstützung beim Finden von Lösungsansätzen zu, um die Beziehungen trotz der Schwierigkeiten zu stärken. „Wege für Kooperationen öffnen, Dialog führen und Brücken bauen“, fasste Landrat Markus Bauer die Ziele des Wirtschaftsforums zusammen.
Dr. Markus Holz, Geschäftsführer der ALD Vakuum Technologies GmbH, forderte nach einem Impulsreferat zur Wirtschaftslage, dass man nicht auf die große Politik warten solle, sondern selbst kleine Schritte machen müsse. Prof. Dieter Orzessek, Präsident der Hochschule Anhalt, äußerte sich in diesem Sinne, dass die Verantwortung hinsichtlich der transkontinentalen Beziehungen nicht an Europa abgegeben werden könne. Er regte die Wirtschaftsvertreter dazu an, russische Studenten und Studentinnen als Praktikanten in ihre Firmen zu holen.
Thomas Wünsch, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt, bestätigte die Relevanz des Themas für die Landesregierung und formulierte die These vom „Salzlandkreis als Impulsgeber für das gesamte Land“.
Eine Interessensgruppe zu gründen und eine Partnerregion in Russland zu finden, schlug Matthias May, Wirtschaftsförderer der Stadt Aschersleben, vor. Prof. Cornelia Scott, Dozentin für Betriebswirtschaftslehre, Management und International Finance an der Hochschule Anhalt, die das Treffen zusammen mit Markus Bauer organisiert hatte, machte den Vorschlag zur „Summer School“ für russische Studenten.
Den Druck auf die Politik erhöhen, formulierte Andreas Silbersack, Anwalt aus Halle, die Aufgabe, die seiner Ansicht nach Wirtschaftsverbände zu erfüllen hätten. Einig war man sich unter den 28 Teilnehmern auch darüber, dass die besondere sprachliche Kompetenz, die in der Region zu finden sei als Besonderheit herausgestellt werde müsse. Es gelte, junge Menschen auch weiter hin zu motivieren, sich die russische Sprache anzueignen.
Darum sollte es auch gehen, als tags darauf Wadim Danilin den Campus Technicus in Bernburg besuchte. Schüler der siebten, achten und neunten Klassen lauschten seinen Ausführungen zur Russischen Föderation im Lesesaal. Schulleiterin Annegret Zahradnik lobte nach dem Termin „die Gabe des Botschaftsrates, die großen Zusammenhänge mit einfachen Worten zu beschreiben“.
Vor der Sekundarschule "Campus Technicus" von rechts: Botschaftsrat Wadim Danilin, Schulleiterin Annegret Zahradnik, Landrat Markus Bauer
Die Teilnehmer des Deutsch-Russischen Wirtschaftsforums im Salzlandkreis vorn dem Schloss Hohenerxleben.